Was „Schmidtchen“ für den Pom-Bären tut 

Bundestagsabgeordneter Josef Oster besucht bei seiner Sommertour das Lahnsteiner Traditionsunternehmen CSS Belts 

Was hätten die Ritter im Mittelalter wohl für ein Kettenhemd von dieser Qualität gegeben. Doch CSS Belts, besser bekannt als CSS Draht Schmidt GmbH oder auch nur „Schmidtchen“ ist – erst – etwa 160 Jahre alt. Im Rahmen seiner Sommertour machte der CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Oster Station in dieser spannenden Traditionsfirma in Niederlahnstein. Geschäftsführer Stefan Quast und seine Kolleginnen und Kollegen gewährten dem Politiker einen Einblick in die Arbeitsweisen des Betriebs. 

Kettenhemden stehen nicht auf der Produktionsliste des mittelständischen Unternehmens, auch wenn die Waren, die hier gefertigt werden, teils ähnlich ausgefallen sind. Vor einigen Jahren hat „Schmidtchen“ die Massenproduktion von Nagel und Co. eingestellt und sich unter anderem auf hochwertige Metalltransportbänder spezialisiert. Dort, wo früher die großen Produktionshallen standen, wurde 2019 ein Discounter gebaut. Einst gehörte die Firma zu den größten Arbeitgebern der Region. „Heute beschäftigen wir noch rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärt Stefan Quast. Darunter ist auch ein Werkzeugmacher, der das benötigte, sehr spezielle Equipment für CSS Belts herstellt. Der neue Name macht’s den internationalen Geschäftspartnern leichter.

In der Werkhalle liegt der typische Geruch von Metall und Öl. Surrende, schleifende Maschinen zeugen von Betriebsamkeit. Von einer Rolle wird ein glänzender Drahtfaden abgekurbelt und zu einem breiten Gitter geflochten. Vielleicht ein Fang- oder Schutzzaun. An Hubschrauberlande-Spots oder Sportplätzen kann man Vorrichtungen aus dem Lahnsteiner Werk finden. Der berühmte deutsche Maschendrahtzaun, der durch Stefan Raab 1999 große mediale Aufmerksamkeit erlangte, wird längst in China produziert.

Das Herzstück der Metallbauer von CSS Belts sind heute die bereits erwähnten Spezialanfertigungen von Transportbändern für die Lebensmittelindustrie, zum Beispiel Großbäckereien. Diese Bänder kommen selbst nicht vom Fließband, sondern werden in akribischer Handarbeit angefertigt. „Die einzelnen Projekte sind nach den individuellen Kundenwünschen ausgerichtet“, erklärt der technische Leiter Mathias Jeschke dem Abgeordneten. „Die Produkte sind keine Massenware, sondern haben allesamt unterschiedliche Längen, Breiten und Stärken.“ Und so stecken fleißige Hände den Draht zentimeterweise zu dem komplizierten Geflecht zusammen. Ein bisschen ist das wie Teppich knüpfen oder häkeln. Auch der Name eines historischen Apparates aus dem Jahr 1923 in einer Nebenhalle erinnert daran: „Webstuhl“. 

Auf den fertigen Gittern und Netzen wird dann später gebacken, getrocknet, gehärtet oder gefrostet. Unter anderem rollen Knabbereien wie Pom-Bären, Brandt-Zwieback oder auch die Tiefkühl-Bretzel eines französischen Herstellers über die Schmidt-Bänder.

Die Firma selbst hat aber an ganz anderen Dingen zu knabbern. Mit der Corona-Pandemie gab es einen Einbruch der Aufträge. „Und jetzt bereiten uns die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs Sorgen“, erklärt Stefan Quast. Unter anderem kommt ein Vormaterial für den in Deutschland hergestellten Draht aus der Ukraine. Hohe Netzentgelte, der Wegfall von Subventionen und die Explosion des Verwaltungsaufwands, etwa im Rahmen des Lieferkettengesetzes, stellen das Unternehmen wie viele andere seiner Art zusätzlich vor große Herausforderungen. 

„Diese Berichte höre ich leider oft bei meinen Betriebsbesuchen“, sagt Josef Oster. „Die Politik muss dringend besser werden, um unsere Wirtschaft wieder flott zu machen.“ Der Abgeordnete dankte Stefan Quast und seinem Team für den interessanten Austausch und die Werksführung. „Es ist immer wieder spannend zu erfahren, was in unserer Heimat alles Tolles hergestellt wird. Und es ist fatal, dass die Bundesregierung unseren Leuten an der Basis Knüppel zwischen die Beine wirft.“

 

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